Goldemars Kolumne | Oktober 2017

Goldemars Kolumne | Oktober 2017

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Nach einem gnadenlos langweiligen Wahlk(r)ampf ist es also nun vollbracht. Die Deutschen haben ihre alte Kanzlerin und ihre neuen Abgeordneten gewählt. Und nicht nur der Zwerg schüttelt verständnislos das Haupt. Fast dreizehn Prozent haben ihre Stimme den Rechtspopulisten um Gauland und Weidel gegeben. Ach ja. Und der Frauke Petry natürlich. Doch jene Dame hat ihren lange und gut ausgearbeiteten Plan flugs in die Tat umgesetzt, und die AfD-Fraktion verlassen, bevor sich diese zum ersten Mal in Berlin getroffen hat. Ganz schön clever. Im Sog der Rechten den Platz im Bundestag und somit den Anspruch auf stolze rund 9.500,– Euro Diäten gesichert. Dann die Kehrtwende und der plötzlich erwachte Drang zur Realpolitik. Und kein Zickenkrieg mit der Weidel.

Ein wenig verwundert blickt der Zwerg auch auf den anderen Sieger des 24. Septembers: Christian Lindner. Ihm ist es gelungen, die totgeglaubten Wirtschaftsliberalen mit Dreitagebart als einzig erkennbarer Wahlkampf-Aussage mit runden 10 Prozent zurück ins Parlament und wahrscheinlich auch zurück an den Kabinettstisch zu hieven. Respekt! Und auch ein wenig verwunderlich, mit wie wenig sich FDP-Wähler zufrieden geben.

Richten wir das Zwergenauge auf die Verlierer. Da sind zunächst die Grünen. Jene Partei, die einstmals angetreten ist, die Welt zu retten, aber inzwischen realpolitisch nicht mehr vom anderen politischen Einheitsbrei unterscheidbar ist. Aber, Jamaika macht’s möglich, man darf wahrscheinlich mitregieren. Als Messias der altehrwürdigen Arbeiterpartei ist er aus Brüssel zurück nach Würselen gekommen, um die Sozialdemokraten wieder an die Spitze zu führen: Martin Schulz. Die Umfragewerte schossen wie Raketen in den Himmel, verglühten und stürzen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.  Die Kunst, ohne konkretes Programm und nur mit einer Raute Wahlen zu gewinnen, beherrscht er jedenfalls nicht. Zu sehr hatten die Sozen in der GroKo ihr Gesicht verloren und waren für die angestammte Wählerschaft nicht mehr erkennbar. Nun also der Neuanfang in der Opposition. Neuanfang? Na ja. Mit Frau Nahles als Fraktionsvorsitzende und Schulz als Parteichef? Dem Zwerg kommen Zweifel.

Verloren und doch gewonnen hat nur eine: Die alternativlose Kanzlerin, die sich anschickt, ihren Ziehvater Kohl in der Länge der Amtszeit zu übertrumpfen.  Doch bis zu ihrer Wiederwahl wartet noch ein hartes Stück Arbeit auf die Dame. Muss sie doch so unterschiedliche Interessen wie grünem Umweltschutz mit gelben Unternehmensinteressen unter einen Hut bringen. Auch ihr schwarzer Kumpel aus dem Süden der Republik, wird ihr das Leben nicht unbedingt leicht machen. Apropos Seehofer:  Selten hat man den Bayern-Regenten so wortkarg  und fassungslos gesehen, wie am Wahlabend und den Tagen danach. Knapp ein Jahr vor der Landtagswahl im Freistaat bröckelt die Erbregentschaft der CSU dahin. Vielleicht sollte man nicht versuchen, die äußerst Rechten noch mal rechts überholen zu wollen.  So dumm scheint der Wähler dann doch nicht zu sein, um diese Taktik nicht zu durchschauen und abzustrafen.

Werfen wir einen Blick ins neue Parlament. Mit 709 Abgeordneten leisten wir uns eines der größten Parlamente der Welt. Wenn das Zwergenköpfchen nicht irrt, hat nur China mehr Volksvertreter, nämlich 3000. China hat aber auch rund 15 mal mehr Einwohner als unserer kleiner Zwergenstaat. Das kostet natürlich! Jeder unserer 709 Volksvertreter kassiert rund 9.500 Euro an Diäten. Die einzige Diät übrigens, von der man nicht schlanker wird. 709 mal 9.500 Euro mal 12 Monate macht 80.826.500 Euro pro Jahr. Ein ordentlicher Betrag! Aber seien wir doch mal ehrlich! Nahezu jeder Fußball-Bundesligist hat einen höheren Jahresetat.  Gut, man kann natürlich argumentieren, dass Politiker nicht so gut Fußball spielen können. Und wenn man die landläufige Meinung des gemeinen Volkes hört, können Politiker sogar überhaupt nicht viel. Jedenfalls nichts Gescheites. Sind die Erwartungen des besagten gemeinen Volkes an das Können der Volksvertreter da nicht etwas zu hoch gesteckt? Der Zwerg fängt noch einmal an zu rechnen:  Legen wir die bereits errechneten 80.826.000,– Euro pro Jahr auf die Deutsche Bevölkerung von rund 80.000.000,– um, hat jeder Bürger rund 1,– Euro für die Diäten unserer Abgeordneten aufzubringen. Einen ganzen Euro! Pro Jahr! Da ist noch nicht mal ein Kaffee to Go für zu haben. Erwarten wir Bürger für unseren lächerlichen Euro da nicht ein wenig zu viel? Nun ja. Der schreibende Zwerg erwartet zumindest eines: dass die clevere Frauke Petry einen guten Job macht und die neue rechte Gruppierung im Bundestag ordentlich aufmischt und durcheinander bringt. Mit dem erhofften Ergebnis, dass der rechte Spuk nach den nächsten Wahlen in vier Jahren nur noch eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern ist. Und wenn der Rest der Volksvertreter sich dann auch wieder besinnen, Politik fürs Volk und nicht nur für die Unternehmen zu machen, dann war zumindest der Euro vom Zwergenkönig gut angelegt!

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