Interview mit Annegret Winzer

Interview mit Annegret Winzer

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Der Artikel „Interview mit Annegret Winzer – Ich hab Sie doch neulich im Fernsehen gesehen!“ erschien in der EN-Aktuell 08/17. In der Zeitschrift ist nur ein gekürzter Teil des Interviews zu lesen. Das komplette, ungekürzte Interview finden Sie hier – zum Anhören oder Lesen.

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Interview mit Annegret Winzer

„Ich hab Sie doch neulich im Fernsehen gesehen!“

Diesen Sommer konnten wir im Fernsehen beim „Quiz Champion“ im ZDF mit einer Ennepetalerin mitfiebern, die sich fünf prominenten klugen Köpfen stellte. Die Rede ist von Annegret Winzer (64), Lehrerin für Deutsch und Sport am Werner-Richard-Berufskolleg in Wetter an der Ruhr. Wir haben Sie zu Ihrem TV-Auftritt befragt.

Im Sommer diesen Jahres durften wir Sie im Fernsehen sehen, beim „Quiz-Champion“ mit Johannes B. Kerner. Zunächst einmal: Wie haben Sie es geschafft dort Kandidatin zu werden?

Ja, das kam für mich selber auch sehr überraschend. Ich hatte im Fernsehen eine Sendung gesehen, ich glaube das war im Januar, und am Ende der Sendung wurde auf einem Laufband angezeigt: „Wenn Sie auch einmal Kandidat werden wollen, dann bewerben Sie sich“. Und da stand die E-Mail-Adresse und dann hab ich einfach eine E-Mail dahin geschickt. Und ein paar Tage später, da habe ich tatsächlich eine Antwort bekommen. Die habe ich aber erstmal vergessen und ein bisschen liegen lassen, und irgendwann nach einiger Zeit dachte ich: „Ach, du hattest da doch eine Antwort bekommen, guck doch mal, was die von dir wollen!“. Und dann musste ich einen Fragebogen ausfüllen mit persönlichen Daten, Interessen und was ich so mache, und warum ich glaube, dass ich qualifiziert sei beim „Quiz-Champion“ teilzunehmen. Dann hab ich den ausgefüllt, zurückgeschickt und dann kriegte ich nach kurzer Zeit einen Anruf. Da musste ich dann erst einmal wieder spontan so eine Schnellfragerunde über mich ergehen lassen. Da wurden dann circa zwölf Fragen gestellt und ich sollte eben möglichst viele davon richtig beantworten. Ich glaube, das machen sie, damit sie auch sehen, dass man auch spontan Dinge weiß und nicht nur über das Internet die Informationen schnell holen kann.

Und anscheinend haben Sie da sehr gut abgeschnitten

Da muss ich wohl so gut abgeschnitten haben, dass ich eine Einladung zum Casting bekam.

Also nicht gleich direkt in die Sendung?

Nein, es ging dann erst nochmal nach Köln zu einem Casting. Das war Ende April, ein Montagnachmittag, Spätnachmittag. Wir sind dahin gefahren und es saßen dann auch noch andere Kandidaten da. Übrigens nicht nur für die Sendung „Quiz-Champion“, sondern auch noch für eine andere Sendung. Für „Quiz-Champion“ waren noch zwei Herren da und wir wurden dann einzeln in den Aufnahmeraum gerufen. Das war ein relativ kleiner Raum, wir waren zu dritt da drin: einer hat die Kamera bedient und Fragen gestellt, ich und dann eben noch der Aufnahmeleiter von dem Casting. Und da ging es dann wieder mit einer Schnellfragerunde weiter. Dann musste ich möglichst viele Fragen in kürzester Zeit richtig beantworten und sollte vorher noch etwas erzählen, etwas von mir, irgendein Ereignis, das ich hatte. Da wollen sie wahrscheinlich gucken, wie man denn so wirkt, wenn man gefilmt wird. Ja, und dann kam eben noch eine Fragerunde mit Auswahlfragen, wie es auch in der Sendung ist, bei drei Antworten vorgegeben werden. Und dann hab ich das hinter mich gebracht und sie sagten: „Ja. Dankeschön, Sie werden in ungefähr einem Monat von uns hören, ob Sie genommen werden oder nicht!“. Und dann habe ich erstmal gedacht: „Gut, jetzt wirst Du wahrscheinlich gar nichts mehr hören!“. Aber dann kam es anders, und dann kriegte ich tatsächlich die Einladung zur Aufzeichnung. Und das ist natürlich für mich als Lehrerin gar nicht so einfach, so mitten in der Woche mal zwei Tage frei zu bekommen. Aber ich habe einen verständnisvollen Schulleiter und hilfsbereite Kollegen, die dann den Unterricht, den ich ja nicht erteilen konnte, für mich übernehmen konnten. So bekam ich dann zwei Tage frei und konnte mit meinem Mann zusammen, der übrigens an der gleichen Schule ist wie ich, nach Berlin fahren.

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Bevor die Sendung losging: Hatten Sie dort eine eigene Garderobe? Hat Sie Johannes B. Kerner dort aufgesucht

Es waren zwei Aufzeichnungstage und nachmittags um zwei Uhr mussten wir im Studio sein. Das sind die alten Filmstudios in Ostberlin, ich hab den Stadtteil jetzt vergessen. Und dann wurden wir erst nochmal ein bisschen instruiert und hatten auch eine Probe. Wir sind auch in den Aufnahmeraum gegangen, in dem die Aufzeichnung stattfindet. Da haben wir den Gang zu Johannes B. Kerner ausprobiert. Und übten auch wie die Geräte bedient werden, damit wir das alles schon einmal im Studio miterleben konnten. Johannes B. Kerner haben wir dann erst eine Stunde vor der ersten Aufzeichnung kennengelernt. Eine Stunde bevor es losging saßen wir im Hintergrund verdeckt im Studio und da kam er dann auch und hat uns alle sehr freundlich begrüßt und uns viel Erfolg gewünscht. Er war ein sehr, sehr verständnisvoller und motivierender Moderator für uns.

Und was uns natürlich auch brennend interessiert: welche Promis haben Sie (noch) hinter den Kulissen näher kennengelernt? Horst Lichter, Anna Thalbach, Marcel Reif… es waren ja eine Menge interessanter Menschen anwesend.

Also näher kennengelernt natürlich nicht. Frau Thalbach überhaupt nicht. Ich muss dazu sagen, es waren ja zwei Aufzeichnungstage, nämlich der Dienstagabend und der Mittwochabend. Am Dienstag war ich ein bisschen enttäuscht, weil ich noch nicht drangekommen war, aber diese Enttäuschung hat sich hinterher letztendlich als unbegründet erwiesen, denn am Mittwoch nach der Aufzeichnung, die auch deutlich länger ging (von sieben bis um elf Uhr), war nämlich anschließend eine After-Show-Party. Und zu dieser After-Show-Party sind eben auch die Prominenten gekommen. Auch Herr Kerner war da. Da hat man dann schon mit dem einen oder anderen noch mal eben ein paar Worte gewechselt, aber Frau Thalbach hatte schon in der Sendung gesagt, dass sie nicht daran teilnehmen wird. Und sie sollte eigentlich auch gar nicht die Expertin für Sprache und Literatur sein, das sollte eigentlich ihre Mutter sein. Aber die war krank geworden an dem Tag und darum ist Anna Thalbach für ihre Mutter eingesprungen. Und Anna Thalbach hat nicht unbedingt den Ruf, freundlich mit den Kandidaten zu sein. Also sie legt schon Wert darauf, dass sie ihr Wissen gut anbringen kann, sagen wir es mal so.

3,85 Millionen Zuschauer haben an diesem Abend im ZDF „Quiz-Champion“ geschaut. Waren Sie nicht furchtbar aufgeregt als Sie ins Studio traten und die Scheinwerfer plötzlich auf Sie gerichtet waren?

Ich meine, ich habe natürlich überhaupt keine Erfahrung mit dem Fernsehen. Man steht denn da, wartet einen Moment nachdem eben man verkabelt worden ist, und dann muss man ja durch diesen Gang Richtung Studio gehen, also Richtung Bühne quasi. Und da schlug mir das Herz dann doch ganz schön kräftig. Ja natürlich, ich war auch aufgeregt, aber es hielt sich dann doch, nachdem ich da war, einigermaßen in Grenzen. Es haben mir Leute gesagt: „Du warst sehr aufgeregt!“. Und andere Leute haben mir wieder gesagt: „Och, so sehr aufgeregt warst du ja gar nicht!“. Also ich finde, es hielt sich in Grenzen, sagen wir es mal so.

Also waren Sie sehr konzentriert auf die Fragen und das was jetzt passieren wird

Ja, und ich hab sowieso gesagt: „Gewinnen kann ich überhaupt nicht, dafür bin ich nicht gut genug!“. Ich habe eben schon bei den anderen Kandidaten gemerkt, nicht bei allen, aber bei vielen: „Das sind halbe Quiz-Profis!“.

Leider haben Sie es nicht geschafft alle Experten zu schlagen und die 100.000 Euro zu gewinnen. An welchem Experten und an welcher Frage scheiterten Sie letztendlich?

Ich bin am Herrn Lichter gescheitert und zwar an einer Frage, die ich eigentlich zur Hälfte hätte wissen können. „Was ist Geselchtes und Gesottenes?“ Und dann waren drei Antwortmöglichkeiten da und ich hab die Falsche ausgewählt. Und insofern ist es ein bißchen ärgerlich für mich gewesen, weil meine Mutter das Wort „gesotten“ durchaus hin und wieder verwendet hat. Aber ich hab mir da irgendwie nie Gedanken drüber gemacht und sie ist natürlich jetzt auch schon länger tot. Und darum hab ich da leider das Falsche eingegeben.

Ist die Enttäuschung in diesem Moment nicht riesig? Haben Sie nachdem Sie das Studio verließen nicht geflucht oder mit den Füßen aufgestampft? Oder sind Sie tatsächlich eine so gute Verliererin, wie Sie sich vor der Kamera zeigten?

Also ich habe das nicht getan! Aber wahrscheinlich war ich schon mit dem Gedanken da, beim olympischem Motto: „Dabei sein ist alles!“. Also ich hatte mich nicht darauf versteift, dass ich tatsächlich bis in die Endrunde komme, weil dazu glaube ich nicht nur viel Wissen, sondern auch noch viel Glück gehört. Und was ich im Nachhinein auch gesehen habe, als ich mir selber die Sendung angeguckt habe (währenddessen hab ich es nicht gemerkt): sowohl Frau Thalbach als auch Herr Lichter haben mir wenig Zeit zum Antworten gelassen. Die haben selber schnell eine Antwort gegeben und dann den Buzzer gedrückt, so dass ich denn eben nur noch sieben Sekunden Zeit hatte.

Wir haben Sie im Fernsehen als sehr sympathische und vor allem sehr souveräne Frau erlebt. Wie haben Ihre Schüler darauf reagiert, dass Sie um den Titel Quiz-Champion gekämpft haben?

Ja, die haben mich natürlich alle schon vorher angesprochen. Wir haben ja auch in der Schule diesen Einspieler gedreht und da waren natürlich einige Schüler bei. Es war letztendlich nach dem eigentlichen Schulschluss, aber bei uns sind ja auch viele Internatsschüler und die hatten das teilweise mitbekommen und fanden das natürlich aufregend. Und dann dauerte das ja wieder drei Wochen bis es im Fernsehen tatsächlich ausgestrahlt wurde. Aber dann haben doch etliche mich am nächsten Tag oder auch am Montag darauf angesprochen. „Frau Winzer, wir haben Sie ja gesehen! Klasse!“ Und manchmal ziehen sie mich auch mit den Fragen aus der Schnellfragerunde auf. Zum Beispiel als ich nicht wusste, woher der Sieger vom Eurovision Song Contest kommt und ich nicht sofort drauf kam. Dann stellen sie mir nochmal die Frage: „Na, wo kommt der denn her?“. Sie haben es alle sehr positiv aufgenommen und gesagt: „Das haben Sie aber gut gemacht!“.

Wenn Sie im EN-Kreis unterwegs sind, werden bzw. wurden Sie auf Ihre Teilnahme beim Quiz-Champion angesprochen? Morgens beim Bäcker zum Beispiel.

(lacht) Nein, da bin ich nicht angesprochen worden! Aber kurz nach der Ausstrahlung, da fuhr ich mit dem Fahrrad von der Schule wieder nach Hause. Auf einem Fahrradweg überholte ich ein paar Fußgänger und da rief eine Frau hinter mir her: „Ich hab Sie doch neulich im Fernsehen gesehen!“. Da habe ich dann angehalten und gesagt: „Ja“. Und dann haben wir kurz miteinander gesprochen. Und interessanterweise, jetzt am Wochenende war ja Stadtfest in Ennepetal, da bin ich gewesen und da sprach mich auch eine Frau an und sagte: „Sie habe ich doch im Fernsehen gesehen!“. So oft ist es nicht vorgekommen, aber immerhin.

Vielleicht traut sich auch nicht jeder etwas zu sagen und denkt es sich nur.

Kann sein, ich weiß es nicht, aber ich bin jetzt ja auch nicht ständig in der Stadt unterwegs. Aber die Leute, mit denen ich Kontakt habe, die ich aus der Freizeit kenne, die haben mich natürlich alle danach angesprochen und gefragt wie es denn so gewesen sei.

Zuletzt würde uns noch interessieren: Als Lehrerin haben Sie sicherlich jede Menge Trubel um die Ohren. Haben Sie einen Lieblingsplatz im EN-Kreis, an dem Sie besonders gut ausspannen und Ihre Akkus wieder auftanken können

Also wenn ich mit dem Fahrrad von der Schule nach Hause fahre, dann fahre ich ja über Gevelsberg und da fahre ich immer am Ennepebogen vorbei, weil ich das einfach sehr gelungen und sehr schön finde. Und da ist ja jetzt auch dieses wiedereröffnete Restaurant und da hab ich gedacht: „Da möchtest du dich doch gerne mal hinsetzen!“. Oder ich gehe natürlich auch gerne hier in der Landschaft spazieren und finde zum Beispiel die Hasper Talsperre schön. Das ist auch so ein Ort an dem ich wieder auftanke.

Vielen Dank für das Interview!

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