GOLDEMARS KOLUMNE | Die K-Frage

» LESEDAUER 3 MINUTEN

DER ZWERGENKÖNIG VON BURG HARDENSTEIN IST ZURÜCK, UM SEINE MEINUNG KUNDZUTUN

Von der Last des Regierenmüssens (oder -wollens)

Auch als kleiner König eines kleinen Volkes weiß ich um die Last und die Verantwortung, die mit dem Regieren verbunden ist. Völlig zu Recht erwarten die Zwergenuntertanen von ihrem König die richtigen Entscheidungen, welche gerecht und zum Vorteil aller Mitglieder des Zwergenvolkes ausfallen müssen. Dass dies nicht immer einfach ist und gelingt, dürfte dem geneigten Leser unter euch Menschen klar sein, ist es doch bei euch nicht anders. Um so erstaunlicher ist es, dass sich manche geradezu darum reißen, die Regierungsverantwortung zu übernehmen.

In der Menschenwelt ist es bald wieder so weit. Nach rund 16 Jahren an der Spitze der Regierung, hat eure Kanzlerin Angela Merkel verkündet, nicht noch einmal für dieses Amt antreten zu wollen. Ein Moment, auf den ihre potentiellen Nachfolger vielleicht schon lange gewartet haben und sich nun in Position bringen, ihr Erbe anzutreten. Da war zunächst jener alpenländische Anführer einer kleinen regionalen Partei, die aber schon seit jeher mit strotzendem Selbstvertrauen den Anspruch erhebt, die Geschicke der ganzen Republik mitgestalten zu wollen. Geschickt wusste sich eben dieser Anführer als Macher und Krisenmanager in Szene zu setzen. Als hätten alle vergessen, wie gern er die Segel seines politischen Bootes stets in den Wind zu halten versteht, egal, woher er auch gerade wehen mag. Und so sollte er auch nicht zum Kanzlerkandidat ernannt werden. Es wurde stattdessen sein Konkurrent aus der der weitaus größeren Schwesterpartei ins Rennen geschickt. Dieser tritt nicht so monarchisch auf und gibt eher den väterlichen, nicht ganz so sicher und stark erscheinenden Landesvater. Er ist ein zögerlicher Mann, ein Mann der Kompromisse. Und seine Kanzlerkandidatur löste auch keinen Jubel aus. Im Gegenteil. Mitgleider seiner Partei fürchten, mit ihm die anstehenden Wahlen zu verlieren. Als Sahnehäubchen malt die aktuelle Forsa-Umfrage ein finsteres Bild. Laut den Ergebnissen fiel die christdemokratische, konservative und wirtschaftsliberale Partei gemeinsam mit ihrer Schwester nach der Ernennung ihres Kanzlerkandidaten um ganze sieben Prozentpunkte auf 21 Prozent.

Dann gibt es noch den Kandidaten der zweiten, einstmals großen Volkspartei. In der andauernden GroKo hat er im Moment noch den Part des Finanzministers inne, traut sich aber die Kanzlerrolle selbstbewusst zu. Aber ist es wirklich Selbstbewusstsein? Oder nur die Gewissheit, niemals das einhalten zu müssen, was er im Vorfeld der Wahl verspricht? Seine Chancen auf das höchste Regierungsamt tendieren jedenfalls gegen Null. Seine Hoffnung ruht sicherlich in der Möglichkeit, in irgendeine Koalition mit hineinzurutschen, um wieder auf der Regierungsbank Platz nehmen zu dürfen.

Bliebe noch die junge, motivierte Kandidatin jener Partei, die einmal angetreten war die Welt zu retten, inzwischen aber im gleichen Pool schwimmt, wie alle anderen. Dennoch gehen sie mit ökologischen Zielen wie der Klimarettung in den Wahlkampf und die Aussichten, erstmals ins Kanzleramt einzuziehen sind gar nicht mal schlecht.

Alles jedenfalls haben alle möglichen Kandidaten gemeinsam: Sie müssen vor der Wahl dem Volk genau erklären wie es gehen muss und hinterher, warum es so nicht funktionieren kann.

Eines dürfte aber jedenfalls sicher sein. Egal, wer sich künftig Kanzler oder Kanzlerin nennen darf, ganz egal welche Farben die Koalitionsfahne haben wird: die Aufgabe wird keine leichte sein. Denn er oder sie werden dem Volke eine Rechnung präsentieren müssen, die vielen die Tränen in die Augen treiben werden. Denn wenn eines jetzt schon klar ist: bezahlen muss das Volk. Schon jetzt machen Schlagworte wie Steuererhöhungen, erhöhte Arbeitslosigkeit, höhere Krankenkassenbeiträge, Erhöhung des Renteneintrittsalters, Inflation und vielleicht sogar ein Corona-Soli die Runde. Aber darüber wird ganz sicher bis zum Wahltag kein Wort verloren.

Es gäbe da allerdings auch eine lohnende und für das Gemeinwohl wertvolle Aufgabe, die die neue Regierung angehen kann und muss, sofern der Wille und der Mut dazu vorhanden ist. Die aktuelle und wohl noch eine Weile andauernde Krise hat gezeigt, dass unser Gesundheitssystem einer gründlichen Überarbeitung bedarf und einige Entscheidungen der Vergangenheit, die maßgeblich Schuld an der jetzigen Situation haben, korrigiert werden müssen. Alte und kranke Menschen dürfen nicht länger auf reine Kostenstellen degradiert werden. Krankenhäuser und Seniorenheime dürfen nicht ausschließlich Profit-Center für Investoren sein. Und auch die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen für Pflegepersonal bedürfen einer deutlichen Überarbeitung und deutlichen Verbesserung. Gerade am Personal fehlt es an allen Ecken und Kanten, auch schon vor der Pandemie. Und mitten in der Pandemie sind über 9.000 Pflegerinnen und Pfleger aus dem System mit seinen untragbaren Zuständen ausgeschieden, weil ihnen abendliches Balkon- und Fensterklatschen nicht ausgereicht hat.

Der Zwergenkönig hat allerdings die Befürchtung, dass die richtigen Lobbygruppen und Verbände eine dem Gemeinwohl zukommende Reform zu verhindern wissen. Und bei der nächsten Pandemie werden die Probleme die gleichen wie aktuell sein… Vielleicht besinnt sich aber das Volk auf seine Stärke und darauf, als Souverän des demokratischen Staates die Richtung mitbestimmen zu können. Die Regierung ist für das Volk da. Nicht umgekehrt. In diesem Sinne wünscht euch Zwergenkönig Goldemar eine gute Zeit. Glaubt an eure Kraft und stellt ruhig auch mal eure Politiker in Frage.

Gehabt euch Wohl.
Euer Goldemar

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen