DER ZWERGENKÖNIG VON BURG HARDENSTEIN IST ZURÜCK, UM SEINE MEINUNG KUNDZUTUN
Ihr glaubt vielleicht, dass ich, der Zwergenkönig und Wächter von Burg Hardenstein, ein alter tattriger Greis bin. Aber weit gefehlt, liebe Menschen! Ohne Frage, ich bin schon viele hundert Jahre alt und habe viel erlebt. Aber mein Zwergenkörper strotzt vor Kraft und im Denken und Kombinieren macht mir niemand etwas vor. Ich bin im besten Zwergenalter und neuen Dingen begegne ich immer mit größter Neugier und Offenheit. So darf es Euch Menschen auch nicht wundern, dass selbst das Internet und smarte Gadgets für uns Zwerge längst zum Alltag gehören. Vor allem das Internet zählt für mich zu einer der größten Erfindungen, bietet es einfach Zugang zu so viel Informationen und ermöglicht Kommunikation und Vernetzungen zu Mensch und Zwerg auf der ganzen Welt. Allerdings schmerzt es mich seit Jahren schon, wie Unternehmen und Staaten das Internet von Jahr zu Jahr immer weiter für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen. Suchmaschinen zeigen Ergebnisse in einer Reihenfolge an, die sie für richtig erachten und entscheiden damit, was die Nutzer zu sehen bekommen. Große soziale Netzwerke entscheiden für ihre Nutzer, was sie in ihren sogenannten Timelines angezeigt bekommen und was nicht. Und selbst als die Weltpresse berichtete, dass wohl Wahlmanipulation mit Hilfe großer Internetplattformen betrieben wurde, blieben der große Aufschrei und angemessene Konsequenzen aus.
Das hat mich sehr gewundert! Stattdessen sind die Worte „Falschinformationen“ und „Hassrede“ inzwischen in aller Munde und ihr Menschen bildet euch tatsächlich ein, dass es solche Dinge gäbe und man sie bekämpfen könne. Wie einfältig ihr doch seid! Es fängt doch schon damit an, dass beide Begriffe sich gar nicht fassen und klar definieren lassen. Wer entscheidet denn, was eine Falschinformation ist? Und was genau ist Hassrede? Tatsächlich sehe ich in euren Faktencheckern, Warnhinweisen und dem Bannen von Online-Inhalten, die angeblich in eine der beiden Kategorien fallen, doch eher einen gefährlichen Trend der Zensur. Und als wäre der Umgang mit „Falschinformationen“ und „Hassreden“ nicht schon besorgniserregend genug, tritt nun auch noch der sogenannte Digital Services Act (DSA) in Kraft und macht alles noch schlimmer! Ja, es wird behauptet, dass alles nur dem Guten dient, man manipulative, mit bösen Absichten verfasste Fehlinformationen auffinden und löschen möchte. Und von nun an Menschen beschützt werden können, die durch menschenverachtende, abwertende Worte bisher im Internet bösen Zungen schutzlos ausgeliefert waren und Beleidigungen ertragen mussten ohne sie löschen lassen zu können. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass es immer gefährlich ist, wenn man Texte und andere Inhalte verbieten oder löschen möchte, wie gut die Gründe auch klingen mögen. Wie schrieb der irische Autor Oscar Wilde einst so treffend: „Gute Absichten haben die Welt zugrunde gerichtet.“.
Ich habe Anfang des Jahres eine Frau beobachtet, die auf einer Bank am Wald saß und weinte. Sie hatte in einem Artikel gelesen, dass Mediziner nun Spuren der Impfung in Muttermilch gefunden hatten. Sie hatte sich letztes Jahr impfen lassen, weil überall in den Medien versichert wurde, dass die Impfung unmöglich in die Muttermilch übergehen würde. Und ein Beitrag auf Facebook, der warnte, dass man sich dessen nicht sicher sein könne, wurde zu dieser Zeit als medizinische Fehlinformation ausgewiesen. Mit dem Wissen von heute hätte sie sich gegen die Impfung entschieden. Und auch wenn ihr Kind gesund war, fühlte sie sich hintergangen und verraten. So sehr, dass sie nun auf der Bank saß und weinte. Neben ihr stand ihr Mann, der sie nicht zu trösten vermochte, war er es doch, der sie damals tadelte, dass sie sich von einer sogenannten medizinischen Falschinformation auf Facebook hatte verunsichern lassen. Und nun hielt er stumm ihre Hand und lauschte ihrem Schluchzen. Ich erinnere mich daran, weil es so deutlich zeigt, wie schwer es ist „Fehlinformationen“ zu benennen und welche Auswirkungen eine solche Zensur haben kann. Wie der neue Digital Services Act (DSA) sich nun auswirken wird? Zu wie viel Zensur er im Internet führen wird? Ich weiß es nicht, sehe das aber mit sehr großer Sorge. Ihr Menschen denkt vielleicht, dass ich alter Zwerg das gar nicht beurteilen kann und der DSA das Internet sicherer und besser machen soll und auch wird. Ich hoffe nur, dass ich nicht noch mehr Tränen sehen werde. Und noch mehr hoffe ich, dass die Auswirkungen solcher Zensur nicht noch schlimmere Konsequenzen haben wird als Impfstoffreste in der Muttermilch.
Wir werden es erleben!
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