Jahrhunderte lang unsichtbar zeige ich, der Zwergenkönig, nun Gesicht, um mich zum Geschehen in diesem Landkreise zu äußern.
Das Jahr 2016 und somit das erste vollständige Amtsjahr der neuen Bürgermeisterin von Schwelm neigt sich erkennbar dem Ende zu. Da will ich as Zwergenkönig natürlich wissen, was im Städtchen Schwelm so gesprochen wird! Also spazierte ich vor ein paar Tagen den Neumarkt hoch und warf einen eher traurigen Blick auf jene Schutt- und Abrissbrache, auf der einstmals dieses köstliche, vollmundige Schwelmer Bier gebraut wurde und auf der schon längst ein neues, modernes Einzelhandelscenter mit Erlebnisgastronomie entstanden sein oder zumindest mit dessen Bau begonnen werden sollte. Mir scheint der Schweizer Investor ist wohl doch ein windiger Vogel. So soll beim Schwelmer Amtgericht schon alles für eine Zwangsversteigerung des Filetgrundstücks inmitten der Stadt anberaumt worden sein. Mehr konnte ich trotz Zwergenlist und scharfen Verstand leider nicht in Erfahrung bringen. Jedenfalls sieht es dort zur Zeit immer noch so aus wie seit Jahren schon: Trostlos.
Nur ein paar Meter weiter, auf dem Bürgerplatz in der Fußgängerzone, findet seit Monaten jeden Freitag der „Feierabendmarkt“ statt. Ein inzwischen beliebter Treffpunkt, um bei einem Glas Wein und ein paar kulinarischen Köstlichkeiten dörfliche Neuigkeiten auszutauschen und um zu sehen und gesehen zu werden. Da musste ich mich zwischen das Menschenvolk mischen! Bekanntlich wurde die gewöhnliche Bratwurst zeitweise aus diesem elitären Kreis verbannt, genügte sie mit ihrem Senf-Make-Up wohl nicht dem geforderten Niveau der Veranstaltung. Überhaupt, so wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, gefällt es Schwelms Verwaltungschefin gar nicht so sehr, wenn sich der einfache Biertrinker und Bratwurstesser unter die Besucher mischt.
Da zuckte ich allerdings nur mit den Schultern und ging weiter. Hinüber zum inzwischen altehrwürdigen Schwelm-Center, von den älteren Einheimischen noch immer „Kaufhof“ genannt, obwohl dieser schon seit Jahrzehnten nicht mehr dort angesiedelt ist. Jedenfalls gibt es von dort Positives zu vermelden. Die Rolltreppen im Gebäude rollen wieder! Rauf und runter. Dem – in diesem Fall wohl zahlungsfähigen – Investor sei Dank. Nur einen Steinwurf von hier erheben sich die schiefen Türme der Christuskirche inmitten der schönen Schwelmer Altstadt. Eine Gruppe fleißiger Spendensammler bemühte sich, den sechsstelligen Betrag, der für die Sanierung der Türme benötigt wird, zusammenzukriegen. Inzwischen hat wohl auch die Landesregierung aus Düsseldorf finanzielle Unterstützung zugesagt. Wäre auch schade um dieses schöne Gotteshaus! Aus der Anfang des Jahres angemunkelten Wiedereröffnung des „Sängerheims“ im Sommer ist nichts geworden. Dafür wird wohl sehr zur Freude vieler älterer Schwelmer an der Wiederbelebung der Schwelmer Kultkneipe „Müellendieck“ gearbeitet. Jedenfalls sind die Sanierungsarbeiten in vollem Gange und der künftige Wirt hat sich auch schon öffentlich vorgestellt. Über Facebook gibt es schon die ersten Verabredungen dort. Und auch ich habe schon meine Bereitschaft im Freundeskreis geäußert, die erste Runde zu übernehmen. Zunächst einmal werde ich aber gemeinsam mit meinem Patenkind eine Puppentheateraufführung im Kolpinghaus besuchen. Eigentlich habe ich gar keine Zeit dafür, doch ich habe mich von einer heftigen Umarmung und bittenden Kinderaugen bestechen lassen. Ich bin ein Zwerg mit viel zu großem Herzen! Apropos „Bestechen“.
Wie die Hagener Staatsanwalt mitteilte, sind die Ermittlungen gegen Schwelms Bürgermeisterin und ihrem ersten Beigeordneten eingestellt worden. Die durch einen anonymen Anzeigenerstatter erhobenen Vorwürfe haben sich als haltlos erwiesen. Beide können jetzt ihre Aufmerksamkeit wieder auf das neue Schwelmer Rathaus richten, dessen Standortfrage Schwelms Bürger in zwei Lager spaltet: Die einen wollen die inzwischen leerstehende ehemalige Gustav-Heinemann-Schule umbauen, die anderen setzen sich für einen Neubau inmitten der Stadt ein. Ein diesbezügliches Bürgerbegehren wird noch vor Gericht seine Fortsetzung finden. Indessen strebt die Stadtverwaltung wohl eine rasche Umsetzung des Ratsbeschlusses zu Gunsten der G-H-Schule an und macht Nägel mit Köpfen. Die derzeit noch von der Verwaltung genutzten Gebäude und Grundstücke werden zum Verkauf angeboten. Und so neigt sich das Jahr dem Ende zu. Ein Jahr, in dem – je nach Betrachtungsweise – viel, einiges oder auch nicht wirklich was passiert ist, in dem schönen Schwelm. Und so wandere ich kopfschüttelnd hinaus aus dem Städtchen. Und so beende ich meinen Rundgang durch Schwelm und wünsche allen meinen treuen Lesern und dem restlichen Menschenvolk eine schöne und besinnliche Adventszeit!