Wie gewohnt haben wir auch in dieser Ausgabe ein Interview vorbereitet. Unser Interviewgast ist dieses Jahr aber mehr als außergewöhnlich. Tatsächlich konnten wir den Weihnachtsmann zu einem Gespräch einladen, der uns mit seinem Schlitten und mehreren Rentieren (darunter auch Rudolph) aufsuchte. Ein magisches, herzerwärmendes Interview.
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir Sie im Interview haben: den Weihnachtsmann hochpersönlich! Vielen Dank, dass wir Ihnen heute Fragen stellen dürfen!
Mein Kind, wer siezt denn da plötzlich den Weihnachtsmann? Nach all den vielen Briefen an mich und denn vielen Weihnachten brauchst du mich doch jetzt nicht zu siezen (lacht laut und hält sich den Bauch)! Weißt Du, es sind besondere und schwierige Zeiten. Wenn ich Hoffnung und auch Liebe verbreiten kann, dann möchte ich diese Gelegenheit gerne ergreifen. Ho, ho, ho!
Sie… äh… Du bist eben gerade mit Deinem Schlitten gekommen, wie gewünscht haben wir den Rentieren Wasser und eine Kleinigkeit zum Fressen vorbereitet. Darf ich fragen, woher Du gerade kommst?
Du vermutest sicherlich, dass ich vom Nordpol komme. Das stimmt nur zum Teil, denn tatsächlich habe ich noch einen Zwischenstop eingelegt. Ich war in Himmelberg und habe noch einige Briefe und Wunschzettel eingeladen. Ihr müsst wissen, in diesem Jahr sind es besonders viele Briefe. Nicht nur Kinder, auch viele Erwachsene haben mir geschrieben.
Wirklich? Weshalb glaubst Du ist das in diesem Jahr so?
Die Sorgen sind derzeit groß. Viele Menschen leiden stark darunter, dass die sozialen Kontakte so eingeschränkt wurden. Viele ältere Menschen sind einsam geworden und haben auch ihre Hobbys und regelmäßigen Aktivitäten eingestellt. Geldsorgen und Existenzängste sind gewachsen. Und einige haben furchtbare Angst, dass sie selbst oder geliebte Menschen krank werden könnten. All diese Sorgen bleiben dem Weihnachtsmann nicht verborgen. Nicht nur in all den Briefen lese ich davon, auch wenn bei einem Ritt durch den Nachthimmel in so manche Fenster schaue, sehe ich viele besorgte Gesichter.
Deuten die Briefe der Kinder denn auch auf mehr Sorgen hin?
Oh ja… (seufzt). Die Kinder müssen so viel ertragen. Die Erwachsenen nennen sie so oft tapfer, aber eigentlich dürfen wir den jungen Menschen so etwas gar nicht zumuten. Kontaktsperren, Oma und Opa nicht mehr umarmen, Schulschließungen, Unterricht mit Maske, keine Partys und ersten Küsse… es passieren so viele Dinge, die für Kinder so schwer zu ertragen sind und ihnen auch ein Stück ihrer Kindheit rauben. Natürlich wollen die Erwachsenen die Kindlein nur schützen, aber es ist wichtig, dass sie bei mir alle ihre Sorgen abladen können. Die bevorstehende Weihnachtszeit wird besonders viel Liebe und Magie brauchen…
Was sind denn die häufigsten Wünsche, die geäußert werden?
Dieses Jahr lese ich immer wieder, dass sich die Kinder wünschen, dass diese schreckliche Krankheit aufhört. Aber das geht nicht nur den Kindern so. Die meisten sehnen sich nach den alten Zeiten, in denen man sich unbedacht umarmt und zusammen gefeiert hat. Und natürlich bekomme ich immer noch lange Listen mit Spielzeugen, die sich die Kinder wünschen. Ho ho ho! So wie es eben sein soll! (strahlt glücklich)
Darf ich denn fragen, ob auch Du, lieber Weihnachtsmann, geimpft bist?
Hoooo (lautes Grollen)! Beschäftigt euch Menschen denn nur noch diese Frage? Merkt ihr denn nicht, wie diese Frage Gräben reißt zwischen euch? Es gibt Familien, die nicht mehr gemeinsam an einem Tisch sitzen wollen aufgrund dieser Frage! Mein dicker Bauch beginnt zu schmerzen, wenn ich sehe, was jetzt so kurz vor Weihnachten geschieht! Eine Gruppe von Menschen wird aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt! Ich sage dir, mein Kind, nicht die Ungeimpften sind gefährlich, es ist die Art wie ihr mit der Situation umgeht, die gefährlich ist. Die Adventszeit ist die Zeit der Familie, der Versöhnung und der Liebe. Erinnert euch daran und öffnet eure Herzen.
Aber siehst Du denn gar nicht die Gefahr?
Ich bin ein alter Mann und habe viel gesehen und erlebt. Kriege, Krankheiten, Verbrechen – es gibt so viele schlimme Ereignisse und dunkle Stunden, durch die ihr Menschen hindurchschreiten müsst. Ich möchte Euch nur den Rat geben dabei stets euer Herz sprechen zu lassen. Verliert in keiner Situation euer Mitgefühl und den Respekt voreinander. Die Antwort ist doch stets die Liebe und niemals der Hass. Miteinander nicht gegeneinander. Habt ihr das denn nicht alle als Kinder gelernt? Nehmt die Magie der Weihnacht auf! Wunder kommen zu denen, die an sie glauben!
Seit meiner Kindheit frage ich mich, wie Du es schaffst, überall auf der Welt alle Geschenke an Heiligabend vorbeizubringen?
Wie schnell vergeht eine Stunde, wenn du mit deinem Liebsten einen romantischen Abend verlebst. Und wie zäh und langsam rinnt jede Sekunde, wenn du auf dem Zahnarztstuhl sitzt und dir wünscht, du hättest es schon hinter dir. So wie du es erst gestern erlebt hast.
Du weißt davon? Und von meiner Angst vorm Zahnarzt?
Mein Kind, ich bin der Weihnachtsmann! Ich weiß alles (lacht)!
Und trotzdem ist es doch unmöglich, das alles in nur einer Nacht zu schaffen…
Denke an die Hummel. Sie hat 0,7 qcm Flügelfläche, bei 1,2 g Gewicht. Nach den Gesetzen der Aerodynamik – so glauben die meisten Menschen – ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das aber nicht und fliegt einfach. Wenn ihr Menschen nur endlich begreifen würdet, was alles möglich ist, wenn man es nur wirklich von ganzen Herzen wünscht…
Dieses Jahr müssen – wie auch schon im letzten Jahr – die Weihnachtsfeiern kleiner ausfallen. Hast Du einen Rat an die Menschen, wie sie am besten damit umgehen sollen?
Die Adventszeit erstreckt sich über so viele Tage. Tage an denen man sich verabreden kann: zum Beispiel zu wunderschönen Winterspaziergängen, Plätzchenbacken oder einer heißen Tasse Kakao. Statt eine riesige Feier an Heiligabend ist es eine wunderbare Alternative die Adventszeit zu nutzen, um sich mit den Menschen, die einem am Herzen liegen, zu verabreden und schöne Dinge zu erleben. Und sich dann eben auch ganz diesen Personen mit voller Aufmerksamkeit zu widmen.
Gibt es auch etwas, das sich der Weihnachtsmann wünscht?
Ja, weißt du das denn nicht? Ich wünsche mir, dass die Menschen glücklich sind, ganz besonders die Kinder. Ich wünsche mir, dass alle genug zu essen haben und ein schönes Dach über dem Kopf haben. Ich wünsche allen Menschen, dass sie von ihren Lieben umgeben sind und mit Wohlwollen und Respekt miteinander umgehen. Diese meine Wünsche wehen am Ende des Jahres durch alle Straßen und Gassen und hinterlassen eine magische Stimmung der Liebe, des Mitgefühls und der Versöhnung. Menschen, die ihr Herz öffnen, nehmen dieses Stimmung auf und das macht die Magie der Weihnacht aus.
An dieser Stelle des Interviews klingelten plötzlich hunderte kleine Glöckchen, weshalb unser kleines Team sich umdrehte und schaute, woher dieser zauberhafte Klang kam. Wir konnten nichts entdecken und so schnell die Klänge der Glöckchen aufgetaucht waren, so blitzartig verstummten sie wieder. Als wir uns nach wenigen Sekunden umdrehten war der Weihnachtsmann verschwunden und mit ihm seine Rentiere und der Schlitten. Es war das aufregendste und magischste Interview, das wir je geführt haben – mit dem schnellsten und unerwartetsten Ende.
Lieber Weihnachtsmann, wir danken Dir für Deinen Besuch und für Deine Worte, die voller Liebe und Hoffnung sind.
Frohe Weihnachten!