Interview mit Bettina Renske

Der Artikel „INTERVIEW MIT BETTINA RENSKE – Und wenn ihr mal im Alltag wieder so eine Situation habt, die doof ist, einfach an die Eselchen denken!“ erschien in der EN-Aktuell 02/25. In der Zeitschrift ist nur ein gekürzter Teil des Interviews zu lesen. Das komplette Interview finden Sie hier – zum Anschauen, Anhören oder Lesen.

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„Und wenn ihr mal im Alltag wieder so eine Situation habt, die doof ist, einfach an die Eselchen denken!“

In dieser Ausgabe haben wir mit Bettina Renske gesprochen. Sie gründete 2021 „Eselherz“, um Menschen mit ihren Eseln in einzigartigen Führungen die Freude am Leben im Hier und Jetzt näherzubringen. Mit ihrer Leidenschaft für Tiere und ihrer Ausbildung als pferdegestützter Coach bietet sie Eselspaziergänge an, bei denen die Teilnehmer nicht nur die Tiere erleben, sondern auch tiefgehende Erfahrungen mit ihnen machen können.

Liebe Bettina, vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir sind hier im Altenbreckerfeld und du bietest etwas Tolles an: Eselführungen. Wie kommt man darauf?

Das ist wirklich eine gute Frage. Also ich kann nur so viel sagen, ich habe es nicht geplant.

Dann nimm uns mal mit. Wo hat das seinen Anfang genommen?

Ich bin da so hingeführt worden. Es fing eigentlich damit an, dass ich mich selbstständig gemacht habe. 2019 war das, glaube ich. In erster Linie mit meiner Malerei. Ich mache Tierporträts nach Fotovorlage. Und in dem Zuge hatte ich noch eine Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Und ich dachte, was kannst du noch machen? Ach, mit Tieren wäre doch was Schönes. Was will ich als Künstlerin noch irgendwie lernen? Und dann habe ich tatsächlich noch eine Ausbildung zum pferdegestützten Coach gemacht. Ich habe ja auch mein Pferd und das ist auch ein ganz Lieber. Zu der Zeit war das für mich auch ein großes Thema, Persönlichkeitsentfaltung, Selbstreflexion und diese Sachen. Das hat mich alles sehr interessiert und da habe ich mich mit beschäftigt. Ich habe dann diese Ausbildung gemacht. Und dann war ich bei meiner Osteopathin in Behandlung. Und wie das dann so ist, sie hatte Esel. Also hat sie immer noch, so hobbymäßig haben die ein Eselpärchen. Und während einer Behandlung, da unterhält man sich ja, erzähle ich, dass ich mich jetzt gerade mit dem Coaching selbstständig gemacht habe. Und dann haben wir da quasi so ein bisschen rumgesponnen, ach das wäre doch ganz lustig mit Pferd und Esel zu coachen, weil die eben sehr unterschiedlich sind. Rein zufällig war dann der kleine Nuk geboren. Und dann kann man sich halt vorstellen, wenn man so ein kleines süßes Eselbaby sieht… da habe ich mich natürlich erst mal schlau gemacht. Was brauchen Esel? Was hat er für Bedürfnisse und überhaupt? Und kann ich den überhaupt mit zu meinem Stall mitnehmen? Also nicht jeder Stall mag unbedingt Esel haben. Und dann habe ich mich auf jeden Fall dazu entschieden, mir Nuk anzuschaffen. Also was heißt anzuschaffen? Er hat quasi den Weg in mein Herz gefunden. So kam Nuk zu mir. Und was macht man mit einem kleinen Esel? Man geht erst mal spazieren. Irgendwie musste ich ja auch mal anfangen. Und da war auf jeden Fall klar, dass ich ihn ja auch auf ein Coaching vorbereiten wollte. Und dann habe ich immer wieder mal neue Leute mitgenommen, dass er schon diesen Menschenwechsel kennt, dass es für ihn halt keine Stresssituation gibt, sondern dass es für ihn okay ist und er da von klein auf mit klarkommt. Und das war dann quasi ein Selbstläufer.

Der Nuk, der ist ja mittlerweile nicht mehr alleine. Aber bevor wir dazu kommen: Ich höre schon heraus, dass diese Liebe zu den Tieren fundamental ist bei dir. Wie kommt das?

Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich eigentlich von klein auf immer Tiere im Kopf hatte. Pferde waren immer meine Lieblingstiere. Die habe ich besucht, egal wo sie standen. Und es gab ja nicht viele in Ennepetal. Das war immer da irgendwie. Ich wollte auch immer was mit Tieren machen.

Und auf deinem Hof hast du ja nicht nur Esel.

Nein, ich habe mein Pferd, das war als erstes da. Mit dem habe ich mir quasi meinen Kindheitstraum erfüllt. Und zwischendurch kam die Maja, ein kleines Maultiermädchen. Die war aber nicht geplant. Ich habe es nicht so mit Stuten. (lacht)

Und wie viele Esel hast du aktuell?

Es sind vier Esel, vier Esel-Wallache und Maja als Maultier, ein halbes Eselchen quasi. Mama Pony, Papa Esel.

Thema Eselwanderung. Nimm uns mal mit auf die Reise. Wie kann ich mir das vorstellen?Worauf würde ich mich einlassen?

Ja, also man muss völlig offen sein. Man muss tierlieb sein. Sollte man. Also… man muss Esel nicht lieben. Aber spätestens wenn man gegangen ist, dann hat man sie ganz doll lieb. (lacht) Sie sind schon sehr charmant. Ja, eigentlich ist die Voraussetzung einfach wirklich offen zu sein und keine Angst zu haben. Und einfach schauen was kommt, weil ich kann auch nicht alles vorhersagen. Das ist wirklich immer so ein bisschen eine Überraschung.

Ja, und ich kann mir auch vorstellen, dass du natürlich deine Routen oder Wanderungen ja auch deinem Publikum anpasst. Es ist ja ein Unterschied, ob beispielsweise ein achtjähriges Kind eine Eselwanderung machen möchte oder vielleicht jemand im Rahmen einer Therapie.

Tatsächlich ist ganz viel in dieser Richtung auch schon da gewesen. Also die Touren grundsätzlich, da mache ich alles individuell. Ich habe mir gesagt, ich möchte keine großen Gruppen haben. Also nicht in dem Sinne, dass ich jetzt fremde Leute zusammensammle, um eine bestimmte Teilnehmerzahl zu haben, sondern es individuell zu gestalten. Auch wenn es nur eine Person ist. Es ist wirklich ein kleiner persönlicher Rahmen. Man kann viel besser auf die Leute eingehen. Da sind wir auch bei dem Punkt, was die Touren angeht. Ich frage auch vorher immer schon, was so machbar ist aus körperlicher Sicht. Und entsprechend so wähle ich halt auch die Touren. Wir haben hier viele Möglichkeiten. Ich bin mit den Tieren noch nicht so lange hier. Es ist noch nicht ganz ein Jahr, da bin ich hier hingezogen. Ich bin auch noch dabei, ein bisschen was kennenzulernen an Wegen. Aber da gehe ich voll drauf ein. Und im Vordergrund steht immer das Tier und nicht die Strecke. Und auch gar nicht das Tempo. Und die Zeitangabe… ich gucke nicht auf die Uhr. Das hat gar keinen Sinn! Mal geht es flott, mal ist halt eben Kuscheln unterwegs wichtiger. Und dann dauert es halt ein bisschen länger.

Gerade Esel gelten ja erstmal als stur, aber auch als sehr feinfühlig. Gibt es etwas, was wir Menschen von den Eseln lernen können, Bettina?

Ja, auf jeden Fall. Also man sagt ja immer, Esel sind stur. Stimmt aber nicht. Es ist so, Esel überlegen einfach nur gründlich.

Ist ja erst mal nicht nachteilig.

Nein, überhaupt nicht. Das ist schlau. Also die rennen nicht einfach weg, sondern die gucken sich die Situation an und dann entscheiden sie. Und erst dann, wenn sie eine Entscheidung getroffen haben, dann resultiert daraus auch irgendeine Aktion.

Und kannst du bestätigen, dass Esel wirklich sehr feinfühlig sind?

Ja, definitiv. Auf jeden Fall. Du hast auch gerade schon angesprochen, so in therapeutischer Sicht. Ich habe tatsächlich jetzt auch schon zum dritten Mal psychisch kranke Jugendliche da gehabt. Und was das bewirkt hat, das ist so der Hammer! Und da ist ein Erlebnis, das ist mir so hängen geblieben! Mit meinem kleinen Jens. Ich habe so einen kleinen süßen weißen Zwergesel. Der war am Anfang sehr schüchtern, sehr ängstlich. Der hat wahrscheinlich auch keine guten Erfahrungen gemacht. Wahrscheinlich ist er deswegen auch so feinfühlig. Und was der bei diesen Kindern bewirkt hat oder bei den Jugendlichen, die ja in der Pubertät stecken und deshalb da auch noch mal Probleme haben. Da war ein Mädel, das werde ich nie vergessen. Ich kriege ja auch immer eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Und sie hatte wirklich überhaupt keine Mimik. Also ganz versteinert das Gesicht. Und sie ist am Ende dann mit dem Jens Arm in Arm gegangen. Also Eselchen im Arm. Und sie hat gestrahlt! Ich habe sie kurz darauf angesprochen. Und dann hat man wirklich gesehen, wie sie sich selbst erschrocken hat, dass sie plötzlich gelächelt hat. Und das geht so durch. Jens ist einfach nur Jens. Und der schafft das.

Würdest du sagen, dass das genau diese Momente sind, auf die du sehr gerne zurückblickst?

Immer. Ich erzähle das auch immer. Man kommt ja auch ins Gespräch mit den Leuten. Man kann mich alles fragen. Da gehe ich drauf ein. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich die Leute von mir aus zutexte oder so. Aber manchmal ist es so, dass man sehr tiefgreifende Themen hat. Und dann kommt halt auch so was mit ins Spiel. Und dann kann ich so besondere Erlebnisse immer wieder erzählen. Und das ist einfach nur toll.

Wir sind jetzt hier in Breckerfeld, Bettina. Hast du hier vor Ort Unterstützung? Oder anders gefragt, bist du gerne hier? Hast du eine besondere Verbindung zum Ennepe-Ruhr-Kreis und insbesondere zu Breckerfeld?

Ich bin ursprünglich aus Ennepetal. Nach Breckerfeld hat es mich als Kind schon immer gezogen. Ich bin immer Fahrradtouren hier hoch und habe immer gesagt, wenn ich mal groß bin, werde ich in Breckerfeld wohnen. Ich fand das Ländliche immer so toll. Und wir haben es ja dann letztendlich auch geschafft. Wie lange wohnen wir jetzt hier? 30 Jahre. Also jetzt nicht hier im Altenbreckerfeld. Wir haben vorher 15 Jahre in Wahnscheid gewohnt. Und davor, unsere Anfänge waren in Zurstraße. Und ich finde es einfach toll. Es ist eine süße kleine Stadt, die alles hat.

Hast du noch ein Ziel, wo du gerne noch hin möchtest? Hast du einen Traum, den du dir verwirklichen möchtest?

Meinst du jetzt mit den Eseln?

Meistens geht ja bei dir, das höre ich schon raus, Hand in Hand. Das eine geht und das andere nicht. Oder bist du erst mal froh, hier angekommen zu sein?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin jetzt gerade dabei, mir alles so aufzubauen, wie ich das gerne haben möchte. Von einem ganz lieben Nachbarn habe ich ein Grundstück pachten können.
Und es ist einfach schön, dass ich jederzeit zu meinen Tieren kann und sie versorgen kann. Auch da kriege ich Unterstützung. Aber mein Anspruch ist erst mal, mich selber darum zu kümmern. Das alleine ist schon das Größte, dass ich weiß, ich kann jederzeit dahin. Ich habe keinen besonderen Wunsch. Ich habe mir das gewünscht. Und das ist ja schon so. Darauf muss ich ja gar nicht mehr hinarbeiten. Das passiert einfach so. Wenn die Leute kommen, dass die mit einem Lächeln im Gesicht wieder gehen. Es ist immer unheimlich schön, wenn ich dann zum Schluss noch mal … Das gebe ich gerne mit auf den Weg: „Und wenn ihr mal im Alltag wieder so eine Situation habt, die doof ist, einfach an die Eselchen denken.“ Und dann muss man eigentlich schon direkt wieder … Mundwinkel nach oben.

Ich glaube, das kann man so stehen und auf sich wirken lassen. Bettina, wenn du mal gerne einen Prominenten einladen würdest, mit deinem Esel oder auf deinem Esel sitzen zu dürfen. Wer wäre das?

Also was die Mundwinkel angeht …

(Lacht) Ich glaube, wir denken beide an dieselbe Frau.

Sonst sage ich nichts. Aber ich glaube, es gibt da Personen. Da kann man, glaube ich, machen, was man will.

Zum Abschluss würde ich mit dir gerne eine Fragerunde machen. Ich werfe was in den Raum. Und du sagst mir, was du als Erstes dabei denkst.

Kommunikation mit Tieren.

Gibt es. Weiß ich. Selber schon gemacht. Und kann jeder. Man muss nur wirklich mal richtig in sich reinhören und auch auf sein Herz hören.

Kommunikation mit Menschen.

Ist in unserer Zeit gerade etwas schwieriger. Wird sich aber definitiv alles verbessern, wenn wir in unserem Herzen sind und immer mehr drauf hören.

Stichwort Dorfleben.

Ist toll. Gemeinschaft. Füreinander, miteinander. Möchte ich nicht missen.

Der perfekte Tag.

Ich bin da. Ich mache die Augen auf. Mir geht es gut. Und ich kann zu meinen Tieren und bei meiner Familie sein.

Und zum Abschluss Glück.

Glück ist, das zu machen, was man liebt.

Bettina, vielen lieben Dank für das Interview. Das waren tolle Worte. Vielleicht möchtest du noch einmal sagen, wenn ich wirklich eine Eseltour bei dir buchen möchte, auf welchem Wege ginge das?

Du kannst mich einmal direkt anrufen. Ich habe Visitenkarten. Du kannst auch auf meine Homepage gehen. Da gibt es ein Kontaktformular. Schriftlich ist immer besser. Egal, ob per WhatsApp oder E-Mail. Weil ich viel unterwegs bin. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich vergesse das schon mal. Wenn ich das schwarz auf weiß habe, kann ich darauf zurückgreifen und direkt antworten. Dann schauen wir, wann es passt. Wenn das Wetter nicht mitspielt. Esel sind nicht regenkompatibel. Die stellen sich dann unter. Da ist nichts zu machen. Die haben ein anderes Fell. Da müssen wir einen neuen Termin finden.

Wenn man das im Vorfeld auch weiß, kann man es darauf einstellen. Bettina, vielen lieben Dank für das Interview. Dir und deinen Tieren alles erdenklich Gute.

Ich danke dir für dieses Interview.

Sehr gerne. Hat mir viel Spaß gemacht mit dir.

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