DER ZWERGENKÖNIG VON BURG HARDENSTEIN IST ZURÜCK, UM SEINE MEINUNG KUNDZUTUN
Als uralter Zwergenkönig, der seit Jahrhunderten die Geschicke des Ennepe-Ruhr-Kreises beobachtet, staune ich immer wieder über die Entwicklungen in der Menschenwelt. Einst waren es Drachen und Riesen, die für Aufregung sorgten, heute sind es Worte und ihre Bedeutungen. Und mal wieder kann ich alter Zwerg dem Drang nicht widerstehen, mich zu einer modernen Debatte zu äußern! Doch als ich von Dieter Hallervordens kleiner Erweiterung seines „Palim-Palim“-Sketches hörte, ganz besonders von den Reaktionen der meisten Medien, da hat es mir den langen Bart hochgerollt und in den Fingern gekribbelt, diese Kolumne zu verfassen!
Was ist passiert? In der Jubiläumsshow des Senders ARD nahm Didi eine kleine, aber feine Veränderung in seinem berühmten Sketch vor. Ein spitzer Witz mehr, der aufgrund zwei unschöner Worte allerdings schnell für Aufsehen sorgte. Nicht in der Show selbst, aber bei vielen Journalisten. Mich macht es fassungslos, dass Provokationen in einem Sketch zu Kritiken führen können, die so geschmacklos sind und einem so fantastischen Komiker so viel Bösartigkeit unterstellen! Didi ein Rassist? Ein unbelehrbarer, dummer, alter Mann? Die Respektlosigkeit diesem einzigartigen Künstler gegenüber hat mich entsetzt und wütend gemacht! Wie viel Zeit habe ich in tiefen Stollen verbracht, und auch dort, zwischen den funkelnden Edelsteinen, wusste jeder Zwerg, dass Humor die beste Antwort auf das Chaos der Welt ist. Und wer über einen Witz nicht lachen kann, zuckt eben mit den Schultern und lässt ihn vorüberziehen.
Witze dürfen unbequem sein. Auch absurd und provozierend. Sie dürfen auch am Rand des guten Geschmacks oder mal unappetitlich sein. Ich sag es Euch Menschen: wenn wir Zwerge beisammensitzen, süßen Met trinken, dann wird laut gelacht und über die Härten und Absurditäten des Lebens gespottet. Doch bei uns Zwergen hat niemand Angst, etwas falsches zu sagen! Denn wahre Freiheit, das weiß jeder einigermaßen kluge Zwerg, ist das Recht, sich auch über die eigenen Schwächen und Missgeschicke lustig zu machen. Der Humor eines guten Kabarettisten ist selten eine sanfte Woge, die sich im sicheren Hafen der politischen Korrektheit wiegt. Nein, der Humor eines großen Witzemachers ist ein scharfer Pfeil, der uns ins Mark trifft und uns dabei zum Lachen bringt.
In einer Welt, in der wir ständig auf der Hut sind, dass wir niemanden unabsichtlich kränken, verlieren wir diese schneidende Schärfe. Und nun schaut Euch Euren berühmten und großen Kabarettisten Dieter Hallervorden an! Seit Jahrzehnten bejubelt und geliebt für seine Scherze und seinen klaren Verstand. Er packt die Welt in einen Witz, der uns alle herzhaft lachen lässt, und hält uns dabei auch gerne mal den Spiegel vor. So, wie es ein großer Satiriker, Komiker, Hofnarr eben tut und auch tun soll. Aber was ist nun geschehen? Da wurde nach einem Sketch sofort der Finger erhoben und jedes Wort auf seine moralische Unschuld geprüft. Das ständige Korrigieren von Sprache und Humor, der erhobene Zeigefinger – all das zerstört mehr als es Gutes schafft! Kunst, meine Freunde, kann nicht im Takt der politischen Korrektheit marschieren, sie muss wild und ungezähmt sein, wie der Berg, aus dem wir Zwerge unsere Edelsteine schlagen. Satire lebt von der Zuspitzung. Sie lebt von der Übertreibung und der Fähigkeit, Dinge auf den Kopf zu stellen.
Doch was passiert, wenn man den Humor immer mehr in enge, normierte Bahnen zwingt? Dann bleibt nichts anderes übrig, als eine farblose Massenware, die weder schockiert noch erheitert. Ein Witz, der niemanden scharf die Luft einziehen lässt, ist kein guter Witz. Ich will nicht sagen, dass Euer Humor heute weniger scharf oder klug ist – aber er wird mehr und mehr weichgespült, um keinem auf die Füße zu treten. Und das, meine lieben Menschen, ist ein Verlust. Es ist der Verlust des scharfen Blicks auf unsere Welt, der uns hilft, unsere Fehler zu erkennen, während wir darüber lachen.
Ihr müsst Euch wieder trauen, zu lachen – selbst dann, wenn es ein wenig unangenehm ist, Provokationen uns aufhorchen lassen und wir an unsere Grenzen geführt werden. Nur so bleibt der Humor lebendig. Und nur so bleibt er ein wahrer Spiegel der Gesellschaft, die sich nicht von der Angst vor Empörung leiten lässt. Schaut es Euch von uns Zwergen ab und betrachtet die Welt mit einem frechen Lächeln, ohne Euch von jedem „falschen“ Wort erschüttern zu lassen.
Hochachtungsvoll
Ihr Zwergenkönig Goldemar