Schwelmann Kolumne | Dezember 2025

Vorweihnachtlicher Gang durch Dorf

Leicht verschnupft nutzt Schwelmann den halbwegs schönen Herbsttag wieder mal zu einem kleinen Spaziergang runter vom Berg in sein liebgewonnenes Heimatdorf. Der Weg ist immer der gleiche. Vorbei am Gemeindehaus, am ehemaligen Kindergarten, in dem inzwischen keine Kinder mehr spielen, sondern der als Unterkunft für Geflüchtete dient. Optisch hat sich seit Jahren nicht viel verändert. Vorbei an den vertrauten Häusern, an der Moschee Richtung Bahnhof. Schwelmann bleibt kurz stehen. Nach vielen Jahren und mehreren abgesprungenen Investoren tut sich hier endlich was. Es wird noch gebaut, aber man kann schon erahnen, wie es aussehen wird. Bleibt nur zu hoffen, dass das Neue nicht wieder dem Vandalismus einiger gestörter Zeitgenossen zum Opfer fällt. Leider ist der Bahnhofsbereich immer wieder ein beliebter Treffpunkt von Leuten, die einem den Aufenthalt manchmal nicht unbedingt wohlig erscheinen lassen. Schwelmann weiß es aus eigener Erfahrung. Wie auch immer der Bahnhof und sein Außenbereich aussehen mögen, Gäste werden einen besseren Eindruck vom Dorf haben. Und wenn jetzt noch die Deutsche Bahn mitspielt und halbwegs pünktlich ihre Züge vorbeischickt, kann das eine schöne Sache werden.

Entscheidenden Einfluss auf Schwelms geändertes Stadtbild hat zweifellos unser neues Rathaus. Inzwischen offiziell eingeweiht und in Betrieb, protzt es am oberen Neumarkt. Deutlich überdimensioniert, denkt Schwelmann, aber man gewöhnt sich daran. Der Platz vor dem Verwaltungsgebäude mit seinen Mauern und Stufen hat sich schnell zu einem Treffpunkt junger Schwelmerinnen und Schwelmer entwickelt. Die Bäckerei mit Café wird gut angenommen. Leider hat wohl irgendjemand bei den Planungen die notwendigen Parkplätze für die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergessen. Also hat man kurzerhand den bis dahin günstig gelegenen und preiswerten Parkplatz an der Gerichtsstraße konfisziert und für das städtische Personal reserviert. Apropos Rathaus. Erst gestern hat sich der neue Rat nach den Kommunalwahlen konstituiert. Einige bekannte Gesichter sind ausgeschieden oder wurden nicht wiedergewählt, andere sind hinzugekommen. Angesichts der angespannten finanziellen Lage, von der natürlich auch Schwelmanns Dorf nicht verschont bleibt, kann man nur auf konstruktive Zusammenarbeit des Rates zum Wohle aller Schwelmer hoffen. So ein Chaos wie in Berlin können wir wirklich nicht gebrauchen. Vis-à-vis des Rathauses bemühen sich ehrenamtliche Helfer, zusammengeschlossen in einem Verein, jenen denkmalgeschützten Teil der ehemaligen Schwelmer Brauerei zu erhalten und zu sanieren, um daraus eine kulturelle Begegnungsstätte zu machen. Möge es den Akteuren gelingen.

Das Handy summt. Schwelmann riskiert einen schnellen Blick. Focus Online wartet mit einer Eilmeldung auf: „Deutsche Wirtschaft rüstet um: Wie Unternehmen jetzt den Kriegsfall vorbereiten“. Ist Krieg wirklich die einzige Alternative, die uns bleibt? Mein Gott, wir hatten das alles doch schon! Ein Blick zurück sollte doch jedem einigermaßen vernünftigen Menschen Angst und Bange werden lassen. Schwelmann versteht die Welt nicht mehr. Kurz vor der Adventszeit. Eigentlich eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit. Doch statt des viel besungenen Weihnachtssterns sieht man immer häufiger lautstarke Kampfjets am Himmel. Schwelmann war immer froh, einer Generation anzugehören, die keinen Krieg im eigenen Lande erleben musste. Diese Hoffnung und Zuversicht schwinden leider immer mehr. Doch es ist wie immer: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Noch sieht es im Dorf ganz normal aus. Aber schon in Kürze werden die Straßen und Fenster weihnachtlich geschmückt werden. Auch im Dorf wird es wieder Weihnachtsmärkte geben. Nicht so groß wie in den umliegenden Großstädten, aber dennoch schön. Schade nur, dass die zunehmende weihnachtliche Stimmung durch die überall sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen getrübt wird. Und nicht nur Schwelmann fragt sich, wie es möglich ist, dass wir uns und unsere Traditionen vor jenen schützen müssen, denen wir Schutz und Sicherheit bieten. Irgendwie ist alles aus dem Gleichgewicht. Schwelmann und ausnahmslos alle aus seinem großen Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis wünschen sich bei allen Unterschieden nichts mehr, als ein normales und zufriedenes Leben zu führen, zusammen zu leben, Spaß zu haben und wenn nötig beizustehen. So wie es bisher war. Warum geht das plötzlich nicht mehr? Und wer die Schuld immer nur bei anderen sucht, begeht einen großen Fehler.

Dennoch wünscht Schwelmann zum bevorstehenden Jahresende allen eine schöne Zeit. Vielleicht mit der Chance, mal in sich zu gehen und jene Dinge zu hinterfragen, die uns täglich von interessierten Kreisen als Wahrheiten verkauft werden.

Es grüßt der Schwelmann

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