Der Artikel „INTERVIEW MIT DENNIS HÖLLER – Das war für die Indoor Kart Szene hier in Deutschland ein Riesenerfolg!“ erschien in der EN-Aktuell 05/19. In der Zeitschrift ist nur ein gekürzter Teil des Interviews zu lesen. Das komplette, ungekürzte Interview finden Sie hier – zum Anhören oder Lesen.
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Interview
„Das war für die Indoor Kart Szene hier in Deutschland ein Riesenerfolg!“
In dieser Ausgabe sprechen wir mit dem Breckerfelder Dennis Höller, der in diesem Sommer bei der Kart-Weltmeisterschaft in Charlotte in North Carolina (USA) Vize-Weltmeister im Indoor Kartfahren wurde. Ein Interview von Firat Demirhan.
Du bist Zweiter geworden bei der Weltmeisterschaft im Kartfahren. Erzähle doch bitte erst einmal, wie Du überhaupt zum Motorsport gekommen bist.
Das Ganze begann tatsächlich hier in Gevelsberg, 1996 auf der Kartbahn. Ich bin seitdem dabei. Mein Opa hat mich damals mitgenommen. Er ist auch schon lange vorher Kart gefahren und er sagte, wenn der Enkel einmal groß genug ist, dann nehmen wir den einmal mit und schauen mal, ob der auch Spaß daran hat.
Breckerfeld ist ja eher eine Basketball- oder Schwimmerhochburg. Du hast aber die Gene mitbekommen, um da Gas zu geben!
Ich habe damals auch Fußball gespielt, auch in Breckerfeld. Das aber nicht ganz so erfolgreich. Und meine Mutter hat dann gesagt: „Wir fangen mit dem Kartsport an! Fußball lassen wir außen vor.“. Und so hat das alles begonnen.
Was reizt Dich besonders am Kartfahren?
Einmal, dass man diese Konzentration permanent aufrechterhalten muss. Dann die Geschwindigkeit natürlich. Klar, das ist logisch! Und es ist auch ein großes Team, das macht sehr viel Freude, dass man da mit den gleichen Leuten unterwegs ist. Es ist eine ziemlich große Gemeinschaft, das ist das, was mich so reizt an der ganzen Geschichte.
Generell geht beim Motorsport ja nichts ohne Sponsoren. Wie handhabst Du das mit Sponsoren? Bist Du auf sie angewiesen, um überhaupt auf dem Niveau fahren zu können?
Ja, gerade in solchen Fällen wie bei der Weltmeisterschaft in den USA. Ja, da gibt es ein paar Unterstützer. Das ist nicht viel, aber da nimmt man gerne jeden Euro mit. Wie Du es eben gerade angesprochen hast, es ist sehr kostspielig, weil man die Anreise hat, die Unterkunft, das Training, die Veranstaltung. Es muss alles bezahlt werden. Da stehen dann schon zwei, drei Unterstützer hinter mir, unter anderem die Kartbahn hier in Gevelsberg, die mich da seit etlichen Jahren super unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Alleine wäre das Ganze in dem Ausmaß nicht möglich, weil eben ständig Startgelder anstehen, Trainingskosten etc.
Ist so ein Event in den USA nicht auch logistisch eine Riesenherausforderung?
In dem Fall war es so, dass der Veranstalter der Indoor-Kart-Weltmeisterschaft das Material immer vor Ort stellt. Wir nehmen nicht unser eigenes Material mit, sondern er stellt das Material dort. Das hat den Vorteil, dass die Kosten reduziert werden, und dass die Chancen für alle Fahrer in etwa gleich sind, weil es das gleiche Material ist. Dementsprechend ist der logistische Aufwand eigentlich nur mein Flug und der Koffer, das ist dabei der ganz große Vorteil.
Ist es denn für Dich eine Umstellung, ob Du jetzt mit dem Kart fährst, womit Du fast jeden Tag fährst, verglichen mit den Karts, die vom Veranstalter zur Verfügung gestellt werden? Hast Du die Möglichkeit, Dich zunächst auf dieses Kart einzustellen, wie beispielsweise bei der Formel Eins mit freiem Training usw.?
Ganz genau. Man hat vor der eigentlichen Veranstaltung immer offizielle Trainingstage, die vom Veranstalter auch klar definiert sind, und jeder darf nur eine Anzahl an Trainings fahren. Einfach damit keiner mit einem größeres Budget mehr Training fahren kann. Jeder Fahrer hat die gleiche Möglichkeit, Trainings zu buchen und zu fahren. Und da muss man sich auf die Strecke und das jeweilige Kart einstellen. Wir hatten jetzt in diesem Fall dieses Jahr das Glück, dass das Material, das hier steht, sehr ähnlich zu dem war, das in den USA war. Das war für mich und viele andere Deutsche ein kleiner Vorteil oder auch Glück. Da hat man dann die Möglichkeit, das Training vor Ort zu machen und hofft dann, das Beste zu erreichen.
Ist denn dadurch, dass jeder mit demselben Kart fährt und quasi dann auch eine Strecke fährt, die er selber noch nicht kennt, gewährleistet, dass es letztendlich tatsächlich nur auf das fahrerische Können ankommt, und dass man nicht einen Vorteil hat, weil man beispielsweise noch irgendetwas modifizieren kann am Kart?
Modifizieren kann man gar nichts, das ist alles ausgeschlossen! Das wird auch streng überwacht. Die Karts werden ausgelost. Vor jedem Vorlauf werden die Karts neu ausgelost und es wird natürlich streng überwacht, dass dort nicht irgendwie manipuliert wird oder versucht wird, sich irgendwie einen mechanischen Vorteil zu verschaffen.
Du kommst gerade aus North Carolina aus den USA. Und Du bist tatsächlich Zweiter geworden bei den Weltmeisterschaften. Wie ist es dazu gekommen?
Wir sind donnerstags gelandet und hatten dann den Freitag und den Samstag schon die ersten Trainings. Ich muss gestehen, den Freitag, die ersten Trainings waren für mich ganz schrecklich. Ich habe gedacht, ich werde hier Dreißigster, weil die Strecke überhaupt nicht meinem Fahrstil entsprach. Ich dachte, ich komme hier überhaupt nicht zurecht. Mein Fahrstil passte überhaupt nicht zur Strecke, ich musste mich sehr umstellen, um da klarzukommen, um schnell zu sein. Wie gesagt, der erste Tag war dann eher eine Katastrophe für mich! Dementsprechend bin ich auch dann abends mit einem ganz schlechten Gefühl ins Bett gegangen. Samstags ging es mit dem Training weiter und dann habe ich gemerkt, ich kann mich arrangieren, ich komme klar und fühle mich immer wohler. Sonntag ging es dann los mit dem Nations Cup. Im Zuge dieser Einzelfahrer-Weltmeisterschaft gibt es immer noch einen Nations Cup, wo die einzelnen Nationen im Team gegeneinander antreten. Ein Rennen, das dann 6 Stunden dauert. Da wird dann quasi der Weltmeister der Nationen ermittelt. Den konnten wir tatsächlich gewinnen! Und an dem Sonntag habe ich mich dann endlich wohl gefühlt. Ich konnte dann auch fahren, so wie ich mir das vorstelle. Ich hab mich wohl gefühlt, zum Glück passte es dann. Dann hatten wir nach dem Nations Cup natürlich Gelegenheit zu feiern. Montags war dann noch einmal Training, Abschlusstraining. Dienstag ging dann die Einzelfahrer-Weltmeisterschaft los. Das kann man sich dann so vorstellen, dass man acht Vorläufe hat, in denen man für jeden Rennsieg Punkte bekommt. Also für jede Platzierung, die ich in einem Vorlauf erreiche, sammel ich Punkte. Von diesen acht Vorläufen werden die sieben Besten gewertet. Dann ist ein Break und dann wird geschaut. Danach kommen die besten 64 ins Halbfinale und davon dann die besten 16 beziehungsweise 24 ins Finale. Man nimmt quasi die Punkte aus den 8 Vorläufen und dem Halbfinale mit ins Finale. Das bedeutet, dass wenn ich das Finale fahre, ich es nicht gewinnen muss. Wenn ich genügend Punkte habe, rein theoretisch, und ich werde im Finale Sechster, kann ich trotzdem Weltmeister werden, weil die ganze Veranstaltung in Betracht gezogen wird, und nicht dieses eine Rennen.
Weißt Du noch, der Wievielte du in der Rangliste warst, bevor es zum Finale kam?
Ja, vor dem Halbfinale bin ich auch Zweiter gewesen mit einem Punkt Rückstand auf den Führenden. Das hätte einen halben Platz im Finale bedeutet. Also wäre ich im Finale zu dem Zeitpunkt einen Platz vor dem jetzigen Sieger gewesen, hätte ich gewonnen. Es war sehr eng das Ganze. Ich habe aus meinen acht Vorläufen fünf gewonnen.War einmal Zweiter und einmal Dritter. Mit dem jetzigen Sieger Michael, ein langjähriger Teamkollege von mir und auch Deutscher, war es schon sehr eng im Halbfinale, da war alles offen.Der Drittplatzierte hätte noch der Gesamtsieger werden können, dementsprechend ist man auch angespannt. Im Halbfinale hat Michael dann soweit alles klar gemacht, er hat gewonnen und ich hab gewonnen. Wir waren in zwei verschiedenen Heats (Rennen), weil wir ja 64 Teilnehmer sind und nicht alle in einem Rennen fahren können. Er hat sein Halbfinale gewonnen, ich habe mein Halbfinale gewonnen. Dann sind wir im Finale aufeinander getroffen. Da lag er weit vorne. Ich habe dann nur noch versucht, meinen zweiten Platz zu verteidigen und heimzufahren.
Herzlichen Glückwunsch, Du bist letztendlich doch auf dem Podium gelandet, auf dem zweiten Platz, was absolut respektabel ist. Was war das für ein Gefühl, als Du letztendlich auf die Rangliste schauen konntest?
Ich glaube, ich bin im Finale Fünfter geworden. Und ich musste während des Fahrens schon rechnen, ob ich denn Zweiter werde, weil es sehr eng war und ich zurück auf drei oder sogar auf vier hätte fallen können. Je nachdem, wer vor mir ins Ziel kommt. Das Rennen geht eine Dreiviertelstunde. Ich hatte dabei immer im Auge, wer sich wo auf der Strecke befindet. Man muss Boxenstopps einlegen, zwei Stück im Finale, dementsprechend wird das ganze Fahrerfeld etwas durcheinander gewürfelt. Es ist schwierig, dann beim Fahren die Konzentration aufrecht zu erhalten und noch den Überblick zu haben, wer denn wo ist. Nachdem wir dann durch Start und Ziel gefahren sind, habe ich die Zeitentafel gesehen, und dann war für mich klar, es reicht für Platz Zwei.
Wie hat Deine Familie das Ergebnis aufgenommen?
Es waren alle super stolz, ich habe viele Nachrichten von zu Hause bekommen, per WhatsApp oder Facebook. Das hat sich regelrecht überschlagen! Ich habe manchmal auf das Handy geschaut und konnte gar nicht mehr durchsteigen, wann wer was geschrieben hat. Das war wirklich überwältigend, und ich freue mich, dass gerade von zu Hause auch so viele und positive Rückmeldungen kamen.
Wahrscheinlich war es auch für das Team überwältigend, mit dem Du letztendlich dort angetreten bist. Du hast ja den Pokal nicht nur für Dich geholt, sondern auch stellvertretend für das ganze Team, das mit Dir zusammen hinter dieser Arbeit steht.
Absolut, ja. Wie gerade schon erwähnt: Michael Schöttler, der gewonnen hat, mit ihm fahre ich ja seit Jahren zusammen Langstrecke in Deutschland in der Halle. Wir kennen uns sehr gut. Dass wir auf Eins und Zwei reinkommen, ist natürlich der Wahnsinn. Der Dritte war dann auch noch ein Deutscher, ganz überraschend. das war für die Indoor Kart Szene hier in Deutschland ein Riesenerfolg! Das kann man nicht anders sagen.
Was sind Deine nächsten Ziele, die Du jetzt angehst?
Das einzige Ziel kann natürlich jetzt sein, ganz nach oben aufs Podest zu kommen.
Wann findet die nächste WM statt?
Nächstes Jahr in Portugal wird die nächste WM sein. Das ist auch ein hartes Stück Arbeit, da nochmal so weit zu kommen. Man muss eben Glück haben. Das hängt immer davon ab, welche Auslosung hat man. Das kann man vergleichen mit einer Fußball-Weltmeisterschaft. Welche Gruppen bekomme ich zugelost? Welche Gegner kommen als nächstes? Das kann man so ein bisschen vergleichen. Es gibt eben bei uns keine Gruppentöpfe, sondern es werden alle in einen Topf geschmissen und die Vorrunden werden auch ausgelost. Es kann sein, dass man eine super schwere Vorgruppe hat, dementsprechend ist es nicht zu vernachlässigen, dass man auch das Glück auf seiner Seite haben muss, um da wirklich weit zu kommen.
Was macht denn Dennis Höller, wenn er nicht einen Helm trägt und einen Overall? Wie sieht Dein Alltag aus?
Ganz normal. Ich gehe acht Stunden am Tag arbeiten. Ich bin im Vertrieb tätig und bin viel auf Reisen. Ich bin viel unterwegs, viel mit Menschen in Kontakt, was mir auch sehr viel Spaß macht. Sonst gehe ich gerne zum Sport. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Freundin, wir gehen Essen, wir gehen ins Kino, also das ganz normale Leben würde ich sagen.
Wie viel Zeit nimmt das Training in Deinem Alltag ein? Bist Du jeden Tag auf der Kartbahn?
Im Vorfeld zur Weltmeisterschaft: ja! Bestimmt über drei bis vier Wochen war ich täglich hier, um mich vorzubereiten. Sonst fahre ich ein- bis zweimal die Woche. Dann haben wir am Wochenende zusätzlich noch einmal ein Rennen, an dem wir teilnehmen. Ein Langstreckenrennen über drei oder sechs Stunden. Das ist dann das Training, das ich mitnehme. Vor den jeweiligen Meisterschaften, die es hier in Europa auch landesweit gibt, bei denen es dann die Qualifikation für die Weltmeisterschaft gibt, da bereite ich mich schon intensiver drauf vor.
Eine Frage, die wir all unseren Interviewpartnern stellen: Gibt es hier im EN-Kreis einen Ort, der Dir ganz besonders gut gefällt?
Ja, im Sommer die Glör, ganz klar. Da kann man gut relaxen, gut am See liegen, die Sonne genießen, spazierengehen, was essen. Ich denke, für den Sommer ist das ein ganz guter Platz.