Viele Medikamente wirken bei Hitze, Schwitzen oder sogar bei Fieber anders, oft stärker. Es steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Das heute nur nebenbei – fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker. Die optimale Lagerung von Arzneimitteln ist temperaturabhängig. Für die meisten Leser ist es selbstverständlich, dass Impfstoffe kalt (das heißt konsequent bei 2-8°) gelagert werden müssen. Sie verlieren sonst teilweise oder auch komplett ihre Wirksamkeit. Es gibt aber auch andere Arzneimittel, die zwischen 2 und 8 Grad gelagert werden müssen( z.B. einige Augentropfen, Insuline, Asthmasprays, probiotische Kapseln, einige Salben, einige Vaginalkapseln, Verhütungsringe usw.). Oft betrifft dieser Lagerungshinweis nur die Vorratspackung. Einige dieser Medikamente können nach Anbruch bei Raumtemperatur gelagert werden, haben dann aber ein begrenztes Haltbarkeitsdatum. Bitte beachten Sie unbedingt den Hinweis auf dem Umkarton. Normalerweise steht auf dem Umkarton: Arzneimittel unter 25° lagern. Dieser Wert ist keine Schallmauer! Die meisten Medikamente (vor allem Tabletten) sind einigermaßen stabil und vertragen auch eine kurzfristige Lagerung bei höheren Temperaturen.
Besondere Aufmerksamkeit müssen wir aber bei Zäpfchen walten lassen. Die Zäpfchen könnten schmelzen und der Wirkstoff verteilt sich anders oder verändert sich sogar. Daher sind Zäpfchen bei Reisen in sehr warme Länder besser zu vermeiden und man sollte auf eine andere Arzneiform umsteigen, wenn möglich. Bei Kapseln kann die Kapselhülle schmelzen, verkleben und der Kapselinhalt wird unbrauchbar. Bei arzneistoffhaltigen Pflastern (z.B. Schmerzpflaster) führt eine längere Temperaturbelastung über 25° zur Veränderung der Wirkstoffverteilung und damit kann es nach dem Aufkleben zur verstärkten – auch gefährlichen – Überdosierung des Wirkstoffes kommen. Insulinpens, die sich im Gebrauch befinden, können bei normaler Raumtemperatur gelagert werden. Bei starken Temperaturschwankungen (z.B.Tages- zu Nachttemperatur) aber ist es möglich, besonders bei aufgesetzter Nadel, dass Luft in die Insulinpatrone eindringt.
Daraus können sich entscheidende Insulinunterdosierungen ergeben. Hinweis: die Nadel sollte sowieso nach jedem Spritzen entsorgt und die neue Nadel erst direkt vor dem nächsten Spritzen aufgesteckt werden – um Auskristallisieren und die Verstopfung der Nadel, sowie die Schädigung der Spritzstellen durch veränderte Nadelspitzen bei Mehrfachgebrauch zu vermeiden. Asthma-Dosieraerosole sollten nach Möglichkeit bei ca. 25 Grad gelagert werden. Bei höheren Temperaturen – über 25° bis 30° – verringert sich durch die Druckerhöhung in der Patrone die Abgabemenge des Wirkstoffs (z.B. bei einigen Salbutamolsprays). Ab Temperaturen von 50° kann durch den steigenden Druck das Ventil beschädigt werden und damit ist die Funktionsfähigkeit nicht mehr gewährleistet. Vorsicht: bei dem lebenswichtigen Nitrospray ändert sich für die Anwendungsempfehlung für die Patienten nichts! Für Ihre Reiseplanung gilt Folgendes: bitte lagern Sie nun nicht automatisch alle Medikamente im Kühlschrank. Bei temperaturempfindlichen Arzneimitteln – immer Hinweis im Beipackzettel beachten – benutzen Sie eine Isoliertasche. Wenn Sie Kühlelemente oder Kühlakkus verwenden, so dürfen diese nicht direkt mit den Medikamenten in Berührung kommen. Zu tiefe Temperaturen oder Frost zerstören die Wirkstoffe. Legen sie also immer eine Schutzfolie ein. Bedenken Sie, dass die Temperatur im Auto – auch wenn es im Schatten bei 30° abgestellt wurde – auf dem Armaturenbrett, der Hutablage und auch im Handschuhfach schon mal auf 70° ansteigen kann. Für den Transport von extrem empfindlichen Arzneimitteln gibt es spezielle Kühltaschen (Frio®) und Kühlboxen (Cool Safe®), die sich auch für Flüge eignen (bitte im Handgepäck mitführen!). Und schützen Sie ihre Medikamente grundsätzlich vor direkter Sonneneinstrahlung.
Für weitere Fragen steht Ihnen Regina Schmidt von der Märkische Apotheke in Schwelm gerne zu Verfügung.